Was ist mein Unternehmen wert? - Methoden der Unternehmensbewertung
Der Verkauf des eigenen Unternehmens ist selbst für gestandene Unternehmer meist eine einmalige Angelegenheit. Damit einher geht nicht selten ein unsicheres Gefühl, ob man nun wirklich „alles richtig“ macht. Dabei bestimmen unter anderen zwei Kernfragen den Verkauf eines Unternehmens:
- die korrekte Unternehmensbewertung und
- die Durchsetzbarkeit des ermittelten Wertes im Kaufpreis.
Mit einer fundierten Unternehmensbewertung verfügen Sie nach der Analyse aller relevanten Bewertungsfaktoren über hervorragende Argumente für den angesetzten Kaufpreis und eine sichere Grundlage für erfolgreiche Preisverhandlungen.
Zur Wertermittlung stehen eine Reihe anerkannter Bewertungsmethoden zur Verfügung, die zu deutlich unterschiedlichen Werten führen können. Es empfiehlt sich daher, bei der Methodenauswahl und der Durchführung der Wertermittlung einen fachkundigen Bewerter einzubeziehen, der die für den Bewertungsgrund geeigneten aussucht.
Grundsätzlich sind auf künftigen Erträgen basierende Bewertungsmethoden „state oft the art“ und in der Welt, auch in Deutschland, die üblichen. Denn nur aus den künftigen Erträgen kann ein Käufer sein Investment refinanzieren und auch Zins und Tilgung für die dafür gegebenenfalls aufzunehmenden Fremdmittel bedienen. Das ist damit auch ein Maßstab für Kreditinstitute, Unternehmenskäufe mit zu finanzieren.
Im Folgenden ein grober Überblick über die wesentlichen methodischen Ansätze. Für weiterführende Informationen empfehlen wir unsere Tipps zum Thema Unternehmensbewertung.
Für den Ertragswert als wertbestimmende Größe des Unternehmenswertes stehen die jeweiligen Gewinn- und Verlustrechnungen im Mittelpunkt der Betrachtung. In der Bewertungspraxis greift man dabei auf die Vergangenheitszahlen als gesicherte Erkenntnis zurück und entwickelt daraus Plan-Gewinn- und Verlustrechnungen. Die zukünftigen Erträge stellen die Basis für die sich anschließende Unternehmensbewertung dar. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Bereinigung um Sonderfaktoren, da die Gewinn- und Verlustrechnungen oftmals unter Steuergesichtspunkten optimiert sind. Im Zusammenhang mit einem Unternehmenskauf ist dadurch jedoch die wahre Ertragskraft des Unternehmens oft nur schwer zu erkennen. Durch eine sachgerechte und transparente Ergebnisbereinigung um z. B. eine außergewöhnliche Höhe der Inhabervergütung, außerordentliche und einmalige Einflüsse sowie periodengerechte Zuordnungen wird das „wahre“ Ergebnis ermittelt und mit einem zu ermittelnden unternehmensspezifischen Risikozinssatz diskontiert. So wird der Wert eines Unternehmens letztendlich durch die Ertragskraft und durch die sich im Diskontierungszinssatz ausdrückenden betriebsspezifischen Risiken bestimmt.
Discounted Cash Flow Methode (DCF)
Wie beim Ertragswertverfahren ist der Ausgangspunkt für die DCF-Methode die zukünftige Entwicklung der Unternehmensergebnisse. Zur Unternehmensbewertung wird jedoch nicht der Gewinn, sondern der Cash Flow herangezogen. Auch bei der DCF-Methode erfolgt nach der Ermittlung des zukünftigen Cash Flows die Diskontierung mit einem unternehmensspezifischen Risikozinssatz zur Abzinsung der Ergebnisse auf den Bewertungsstichtag, adjustiert durch einen Vergleich mit ähnlichen Unternehmen (Peer Group),
Substanzwertmethode
Bei der Substanzwertmethode setzt sich der Unternehmenswert aus dem Marktwert (nicht dem Buchwert) aller zu einem Stichtag im Unternehmen vorhandener Vermögenswerte zusammen. Der Nettosubstanzwert ist dabei zusätzlich um die Summe aller Verbindlichkeiten und Schulden saldiert. Außer Acht bleibt hier der Wert, den das Unternehmen mit seinem Geschäftsbetrieb erwirtschaften kann. Der Substanzwert dient daher zum Feststellen einer Wertuntergrenze bzw. der Entscheidung, ob wirtschaftlich eine Fortführung oder Liquidation des Unternehmens angezeigt ist.
Vereinfachtes Ertragswertverfahren
Es ist ausschließlich für Zwecke der Erbschaft- und Schenkungsbesteuerung gedacht und hat vor rd. 10 Jahren das Stuttgarter Verfahren abgelöst. Hier multipliziert das Finanzamt den durchschnittlichen Gewinn der vergangenen 3 Jahre mit dem (völlig marktfernen) Faktor 13,75. Achtung: Einige Steuerberater verwenden manchmal diese Methode, um ihrem Mandanten einen völlig überzogenen Unternehmenswert „ins Ohr“ zu setzen mit der Folge, dass das Unternehmen wegen marktferner Kaufpreisforderungen nicht verkaufbar ist und der Steuerberater so seinen Mandanten behält.
Dieses ursprünglich eher kapitalmarktorientierte Bewertungskonzept folgt dem Grundsatz einer ertragsorientierten vergleichenden Bewertung und ermittelt den Unternehmenswert anhand des Vielfachen (Multiplikator oder kurz Multiple) des normalisierten Ergebnisses (bereinigtes EBIToder EBITDA). Das Multiplikatorenverfahren basiert auf dem Vergleich mit einer Vielzahl vergangener Unternehmensverkäufe von (angeblich) vergleichbaren Unternehmen (= Peer Group nach Branche, Größe). Der Multiplikator ist dabei das Verhältnis von Wertgröße zu Ergebnisgröße der Vergleichsunternehmen. Der unternehmensspezifische Faktor (Multiplikator) wird hieraus abgeleitet und auf das zu bewertende Unternehmen übertragen. Die Multiplikatormethode ermöglicht nur eine sehr grobe Wertermittlung und beinhaltet zahlreiche ungelöste Probleme. Z. B. ist nicht definiert, welches EBIT zur Anwendung kommt: das des vergangenen Jahres, das des aktuellen? Oder ein Durchschnitt von wie viel vergangenen Jahren? Oder unter Einbeziehung von Planjahren? Arithmetischer oder gewichteter Durchschnitt? Noch nicht gesprochen von der Problematik, im (kleinen) Mittelstand verlässliche und gesicherte Angaben über Unternehmensverkäufe tatsächlich vergleichbarer Unternehmen zu finden. An der Börse sieht das anders aus, aber wir sind in einem anderen Segment unterwegs.
Fazit
Gemeinsames Ziel aller Methoden für die Unternehmensbewertung ist es, einen nachvollziehbaren Rahmen für die Bewertung zu ermitteln. So werden belegbare Information und Fakten ebenso einbezogen wie auf Erfahrung basierende Annahmen. Die verschiedenen Bewertungsmethoden können dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen und sollten daher bewusst und transparent ausgewählt werden. Welches Bewertungsverfahren dabei für Ihr Unternehmen geeignet ist und welcher Preisrahmen sich daraus ergibt, setzt Bewertungserfahrung und eine profunde Kenntnis des Transaktionsmarkts voraus.
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