Due Diligence - Warum benötigen Käufer eine Due Diligence Prüfung und warum so umfangreich?

Sie haben einen Letter of Intent (LoI) unterzeichnet, die Eckpunkte des Erwerbs und die Höhe des Kaufpreises vereinbart und sehen sich nun kurz vor Abschluss Ihrer Nachfolgeregelung? Leider nein. Denn, auch wenn Sie die ersten wichtigen Schritte erfolgreich geschafft haben, liegt zwischen dem LoI und dem Kaufvertrag mindestens noch die Due Diligence (DD). Das heißt, die sorgfältige Prüfung und Analyse ihres Unternehmens, insbesondere im Hinblick auf seine wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Verhältnisse, Risiken und Chancen durch den potentiellen Käufer.

Eine Due Diligence kann für den Verkäufer recht nervenaufreibend werden. Es geht ans „Eingemachte“. So müssen gegebenenfalls Dokumente neu erstellt sowie vorhandene Unterlagen aktualisiert werden. Oft umfasst bereits die Liste der angeforderten Dokumente weit mehr als zehn Seiten. Da fragt sich der gestandene Unternehmer mitunter, ob das so sein muss. Schließlich geht es auch um Betriebsgeheimnisse, die offengelegt werden. Die Antwort ist (evtl. mit Ausnahme weniger Betriebsgeheimnisse, die erst bei Vertragsabschluss bekannt gemacht werden sollten) uneingeschränkt: Ja. Denn mit der Due Diligence wird nicht nur das Eigeninteresse des Käufers befriedigt, sondern auch den Anforderungen durch finanzierende Institute nachgekommen, denn: Niemand kauft die „Katze im Sack“. Betriebliche Vorgänge und Faktenlage, die für den Verkäufer selbstverständlich sind und seit vielen Jahrzehnten geübte Praxis darstellen, sind für den Käufer neu und stehen auf den Prüfstand. Zudem ist er gegenüber seinen Kreditgebern und – als angestellter Geschäftsführer eines kaufenden Unternehmens auch gegenüber den Gesellschaftern - rechtlich verpflichtet, eine solche Tiefenprüfung durchzuführen. Er haftet für deren korrekte Durchführung, ebenso wie die dafür von ihm beauftragten Dienstleister, Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.

Inhalt der Due Diligence – Was wird geprüft?

Es gibt unterschiedliche Gebiete der Due Diligence. Üblich sind:

  • Legal Due Diligence:
    Prüfung aller internen und externen Rechtsbeziehungen
  • Financial Due Diligence:
    Prüfung aller kaufmännischen Bereiche, auch Zahlungsströme
  • Tax Due Diligence:
    Prüfung aller Steuerarten und außergewöhnlicher Vorfälle
  • Commercial Due Diligence:
    Prüfung aller Bereiche, die direkt mit der bisherigen und künftigen Geschäftstätigkeit zu tun haben, auch Märkte
  • Technical Due Diligence:
    Prüfung der Maschinen-, Betriebs- und Geschäftsausstattung, der Betriebsimmobilien, Technologien, des Know-how und der Schutzrechte
  • Environmental Due Diligence:
    Prüfung aller Umweltthemen und -belastungen
  • Culture Due Diligence:
    Prüfung der Unternehmenskultur, Art der Führung (wichtig vor allem bei der Zusammenführung unterschiedlicher Unternehmen)

Due Diligence – Praktischer Ablauf und Nutzen

Früher wurden diese Dokumente und Verträge meist kopiert und in Aktenordnern für die Prüfer - meist Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und branchenaffine Fachberater - in einem gesonderten Büroraum zur Verfügung gestellt. Die Prüfung hat zwei bis drei Wochen gedauert. Heute werden diese Dokumente gescannt und in einem virtuellen und geschützten Datenraum den berechtigten Personen zugänglich gemacht. Somit kann - theoretisch - eine Due Diligence in zwei bis drei Tagen abgeschlossen sein. Die Kosten für eine DD erreichen schnell eine fünfstellige Höhe und werden üblicherweise vom Käufer getragen.

Dafür

  • hat er den bestmöglichen Kenntnisstand über das Unternehmen,
  • eine Bestätigung für die bisherigen Informationen und Auskünfte,
  • kann Risiken und Chancen erfassen und bewerten,
  • nicht betriebsnotwendige Kosten identifizieren und
  • erlangt für sich Hinweise für die Optimierung von Abläufen, Erträgen und Aufwendungen.

 

Bei kleineren Unternehmen mit kleineren Kaufpreisen kann der DD-Umfang deutlich verkürzt werden, vor allem dann, wenn viele Themen im Kaufvertrag behandelt und per Garantie mit finanzieller Hinterlegung vereinbart und zugesichert werden. Und auch ein „haben wir nicht“ als Antwort auf die Anfrage bestimmter Dokumente ist eine rechtswirksame Aussage und muss daher getroffen werden.

Due Diligence-Report

Am Ende des Prozesses fasst der Due Diligence-Report die Ergebnisse der Prüfung detailliert zusammen und protokolliert den Prozessverlauf. Dabei ist der Umfang des Reports individuell unterschiedlich und dient als Nachweis für die Einhaltung der Sorgfaltspflicht bei der Überprüfung. Im Ergebnis der DD kann es gelegentlich zu einer anderen Risikoeinschätzung kommen, als zuvor besprochen und vermittelt. In diesen Fällen wird meist der Kaufpreis angepasst, manchmal droht aber auch der Verhandlungsabbruch. Daher ist jeder Verkäufer gut beraten, transparent alles Wesentliche über die vergangene und zu erwartende Geschäftsentwicklung inklusive der vertraglichen Rahmenbedingungen auf den Tisch zu legen.

Bei zuvor professionell erstelltem LoI kann nun der Kaufvertrag in aller Regel zügig abgefasst und die ersehnte Nachfolgeregelung in die Tat umgesetzt werden.

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Reinhard Scheiba, con|cess M+A-Partner Kaiserslautern