Nachfolge statt Startup – Warum gründen, wenn ich kaufen kann?
Der Traum von Freiheit, eigenen Visionen, Flexibilität und Verantwortung sind nur einige der vielen Beweggründe, die Jungunternehmer immer wieder für ihren Schritt in die Selbstständigkeit nennen. Für viele zählt bei der Unternehmensgründung zugleich die langfristige Sicherung des Einkommens. Doch 80 Prozent der neugegründeten Firmen respektive Start-Ups scheitern, die Dunkelziffer dürfte nochmals deutlich höher sein. Im Gegenzug fehlen mittelständischen Unternehmen die geeigneten Nachfolger, welche das Unternehmen und die Produkte weiterentwickeln und so den Betrieb in die Zukunft führen. Besonders positiv dabei: 95 Prozent der Nachfolgefälle sind erfolgreich. Lesen Sie hier mehr zu den Vorteilen einer Übernahme.
Chancen und Risiken bei der Unternehmensnachfolge
Es bestehen somit zwei Märkte, die – zumindest auf dem ersten Blick - ohne Synergien und Brücken sind: Die Neugründer auf der einen und die Unternehmen ohne Nachfolger auf der anderen Seite. Die Zusammenführung dieser zwei Märkte bietet hingegen das Potential, Innovationen voranzutreiben und anderseits die Möglichkeit, das Nachfolgeproblem der mittelständischen Unternehmen zu lösen und somit den deutschsprachigen Wirtschaftsstandort nachhaltig zu stärken. Statt ein Startup zu gründen sollte eine Unternehmensnachfolge ins Auge gefasst werden. Dabei müssen die eigenen Ideen alles andere als zurückgestellt werden – entscheidend ist die richtige Wahl des zu übernehmenden Unternehmens.
Vorteile einer Nachfolge im Vergleich zu einer Neugründung
Die Vorteile einer Nachfolge im Vergleich zu einer Neugründung können erheblich sein und schlagen sich faktisch in einer Erfolgschance von 95 Prozent (Überlebensrate nach fünf Jahren) nieder – verglichen mit 20 Prozent bei einer Neugründung. Die Vorteile lassen sich wie folgt zusammenfassen.
| Neugründung | Nachfolge |
Kunden | X | ✓ |
Markt | X | ✓ |
Mitarbeiter | X | ✓ |
Knowhow | X | ✓ |
Eigene Idee | ✓ | ✓ |
Erfolgschance | 20%* | 95%** |
*Alain Frei, Startup@UZH **Dr. Frank Halter, Stiftung KMU Next |
Kundenzugang
Ohne Kunden kann man mit dem besten Produkt nicht lange auf dem Markt bestehen. Ohne Kunden beziehungsweiseKundenrückmeldung wird man erfahrungsgemäß erst gar kein erfolgreiches Produkt entwickeln. Viele Neugründer berichten, dass es mehrere Jahre dauerte, bis ein solider Kundenstamm aufgebaut ist. Muss das Produkt überarbeitet werden, geht weiter wertvolle Zeit verloren. Die hohe Sterbensrate von Neugründungen zeigt deutlich, dass diese Zeit in der Regel nicht vorhanden ist.
Etablierte Unternehmen stehen in mehrjährigem Austausch mit ihren Kunden und wissen, was diese brauchen und/oder können unkompliziert und direkt eine Diskussion starten, wie man die Bedürfnisse besser bedienen könnte vielmehr ob eine Idee erfolgreich sein könnte. Man kennt die richtigen Ansprechpersonen und muss sich nicht mühsam durch das Organigramm kämpfen. Handelt es sich um einen besonders engen Kunden, kann meist auch ein erster Prototyp installiert werden. Die Entwicklung wird beschleunigt.
Marktzugang
Zusätzlich zum Kundenzugang kann der Marktzugang allgemein als Vorteil genannt werden. Ein etabliertes Unternehmen repräsentiert eine Marke, eine Geschichte und verfügt über Referenzen. Es besteht eine Lieferkette, Partner und ein Absatzmarkt. Eine Unternehmenshistorie bietet neuen Ansprechpartnern Sicherheit; durch die Kontinuität werden Hemmschwellen abgebaut. Es ist im Umkehrschluss daher auch nicht verwunderlich, dass Jungunternehmer oft Mühe haben, die Markterschließung und im nächsten Schritt eine Marktdurchdringung zu erreichen.
Mitarbeiter und Strukturen
Der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Je kleiner das Team, desto kritischer ist der einzelne Mitarbeiter. Bei einer Neugründung wird deshalb in der Wachstumsphase sehr viel Zeit und Energie in die Rekrutierung der ersten Angestellten investiert. Zudem müssen die Büroräumlichkeiten angepasst und ausgebaut werden. Bei einer Nachfolge spart man sich diesen Prozess. Man hat vom ersten Tag an die Sicherheit, auf ein eingespieltes Team und auf funktionierende Strukturen zugreifen zu können.
Cash-Flow
Weitere Schwierigkeit bei der Neugründung ist die Beschaffung von den erforderlichen finanziellen Mittel. Mit der Übernahme eines Unternehmens hat man von Tag eins an einen Geldfluss, welcher für die Weiterentwicklung der eigenen Ideen verwendet werden kann. Die Zeit und der Fokus werden somit nicht auf das sehr mühsame Fundraising, sondern die eigentliche Kernkompetenz gelegt.
Wissenstransfer und Erfahrungswerte
Als letzter großer Vorteil kann der Austausch mit dem bisherigen Inhaber genannt werden: In den meisten Fällen gibt es eine geordnete Übergabefrist. Dem Nachfolger steht somit einerseits das Wissen des bisherigen Inhabers zur Verfügung, andererseits kann auf die teils jahrzehntelange Firmenhistorie zurückgegriffen werden.
Eigene Idee
Eine Unternehmensnachfolge muss nicht bedeuten, dass man seine eigene Idee nicht weiterverfolgen kann. Eine Unternehmensnachfolge kann aber bedeuten, dass man sein eigenes Ziel aufgrund der aufgezeigten Vorteile wesentlich schneller erreichen kann, wenn die eigenen Vorstellungen geschickt mit den Gegebenheiten eines Unternehmens kombiniert werden können.
Fazit
Die Transmission der Innovation erfolgt im Kontext eines bestehenden Unternehmens schneller als jede Startup-Umsetzung. Bei einem etablierten Mittelständer ist der Markt vorhanden und erschlossen, die Prozesse sind definiert und auf der bestehenden Infrastruktur kann aufgebaut werden. Der früher Unternehmer kann als guter Coach, als Wegbegleiter eingesetzt werden. Die Risiken können durch die gezielte Implementierung in ein bestehendes KMU massiv minimiert und der Erfolg des Produkte-Rollouts am Markt erhöht werden. Die Unternehmensnachfolge sollte somit als valide Alternative zu einer Neugründung betrachtet werden.
Wo Licht ist, da ist auch Schatten: Neben den aufgezählten Vorteilen können selbstverständlich auch Risiken liegen. So gilt es ab dem ersten Tag ein ganzes Unternehmen zu führen. Gerade, wenn der Gründer bzw. Unternehmensnachfolger keine oder wenig Führungserfahrung hat, kann dies eine persönliche und fachliche Herausforderung werden. Eventuell stellt sich kurz- oder mittelfristig nach der Übernahme heraus, dass das Unternehmen doch nicht so zukunftsträchtig ist, wie zunächst angenommen. Oder der Markt verändert sich plötzlich und das gesamte Unternehmen muss auf einen neuen Kurs gebracht werden ... Was bedrohlich klingt, sind reale Risiken, die bei einer guten Beratung durch eine Nachfolgeexperten von Beginn an bereits vor dem Kauf erkannt und möglichst minimieren bzw. eliminieren werden können. Machen Sie den ersten Schritt und nehmen Sie Kontakt mit dem Partner aus Ihrer Region auf.
Über den Autor:
Stefan & Thomas Saner, con|cess M+A Partner Schweiz
Bei saner consulting, dem Schweizer con|cess M+A Partner arbeiten mit Vater und Sohn zwei Generationen zusammen und bilden dadurch eine ganz eigene, sehr interessante Dynamik, die sie von anderen Beratungsunternehmen unterscheidet. Während Thomas Saner auf Jahrzehnte als Unternehmensinhaber zurückblicken kann, hat Stefan Saner einen anderen Zugang zu gewissen Themen als die „alten Hasen“ und bringt dadurch oftmals neue Inputs und Vorgehensweisen ein. Dies ist gerade beim Thema Nachfolge, wo das Unternehmen durch den Käufer meist eine Verjüngung erhält, eine wertvolle Ergänzung und perfekte Voraussetzung, um ein Nachfolgeprojekt erfolgreich abzuschließen.